Wonnebolds Wortkunde & Fachausdrücke

Der Spießbürger...
bezeichnet heute einen engstirnigen, rückständigen und beschränkten Menschen, ursprünglich jedoch die zur Verteidigung ihrer Stadt verpflichteten Bürger. Seit dem 16. Jahrhundert kam die negative Bedeutung von „rückständig“ auf: die Stadt immer noch mit Spießen verteidigen, obwohl längst Schusswaffen erfunden sind.

„Sich (goldene) Sporen verdienen“
heißt: sich durch besondere Leistungen auszeichnen. Im Mittelalter bekamen Knappen oder Helden, die den Ritterschlag erhielten, als Abzeichen ihres neuen Standes feierlich goldene Sporen angeschnallt. In Turnieren, Schlachten und auf Kreuzzügen mussten sie sich dann bewähren und sich ihre Sporen verdienen.

„Sich einen Korb holen“...
heißt: bei einer Liebeserklärung oder einem Heiratsantrag abgewiesen werden. Es gab im Mittelalter die Sitte, dass ein Mädchen einem ungewollten Verehrer am Seil einen Korb mit gelockertem Boden herabließ. Wurde der Korb emporgezogen, „fiel er durch“. Später wurde als Zeichen der Ablehnung dem Freier ein Korb ohne Boden ins Haus geschickt.

"Wie im finsteren Mittelalter“...
heißt: besonders rückständig und barbarisch. Schon in der frühen Renaissance des 15. Jahrhunderts, besonders aber seit der Reformation, wurde die Zeit des 8. bis 14.Jahrhunderts als Epoche der geistigen, religiösen und kulturellen Finsternis bezeichnet. Bis ins späte 18.Jahrhundert, die Zeit der Aufklärung, bezog sich die Verachtung der Historiker für das Mittelalter auch auf die frühere Staatsform. Erst mit der Weiterentwicklung der historisch-kritischen Forschung und der Verklärung des Mittelalters in der Romantik des 19. Jahrhunderts änderte sich diese Einstellung. Doch der Ausdruck blieb erhalten.

„Frieren wie ein Schneider“
Schneider galten als schmächtig, schwächlich und kränklich. Da sie ihre Arbeit stets in der Werkstatt verrichteten, hielt man sie für wenig abgehärtete, überempfindliche und verweichlichte Stubenhocker, die besonders leicht froren.

„Ein heißes Eisen“...
ist ein besonders brenzliges Thema. Der Ausdruck stammt aus dem mittelalterlichen Gottesgericht, der Eisenprobe. Hierbei musste der oder die Angeklagte ein glühendes Eisen berühren; blieb die Hand unverletzt, war die Unschuld erwiesen. Ähnliche Wurzeln haben die Ausdrücke „die Hand ins Feuer legen“ und „auf glühenden Kohlen sitzen“.

„Stein und Bein schwören“
Im frühmittelalterlichen Recht wurde ein Eid abgelegt, indem man eine steinerne Altarplatte oder einen Reliquienschrein (mit den Gebeinen von Heiligen) berührte.

„Zeter und Mordio schreien“
Im mittelalterlichen Recht war Zetermordio ein förmlicher Ruf des Anklägers zu Beginn einer Gerichtsverhandlung über Mord, Notzucht, Raub oder Diebstahl.

„Jemandem das Wasser nicht reichen können"
Im Mittelalter wurde den Gästen vor Beginn einer Mahlzeit vom Knappen eine Schüssel mit Wasser zum Händewaschen hingehalten. Wer einem anderen das Wasser nicht reichen konnte, war also jemand, der nicht einmal zu einem solch niedrigen Hofdienst fähig war.

Quelle: Lutz Röhrig, „Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten“,
Digitale Bibliothek, Band 42, Directmedia Publishing, Berlin 2004,
ISBN 3-89853-442-1

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Fachausdrücke

Abgegangene Burg
die Burgenkunde bezeichnet damit meist eine Altburgstelle, also "die Stelle einer Burg", die meist mit der Bezeichnung Burgstall gleichzusetzen ist.

Bergfried
Hauptturm einer Burg. Bergfriede dienten als Herrschaftssymbole, häufig als Beobachtungstürme. Eine reine Verteidigungsfunktion ist unwahrscheinlich, denn die Verteidiger saßen hier in der Mausefalle.

Bering
Mauerring

Burgstall
Ort (Stall = Stelle) einer untergegangenen Burg, von der höchstens noch Wall, Graben und geringe Gebäudereste erhalten sind.

Dürnitz
Slawisch dwornitza oder turnitza für Feuerstätte, bezeichnet einen beheizbaren Aufenthaltsraum.

Halsgraben
Graben vor der Ringmauer einer Burg

Hüllen (Hülen)
Regenlöcher, die mit Lehm ausgeschlagen wurden, um das Versickern des Wassers zu verhindern.

Hochstift
weltlicher Herrschaftsbereich eines Bischofs

Kemenate
heizbares Wohngemach (oft Frauengemach)

Ministerialen
Dienstleute, leisteten einer Herrschaft Kriegs- und Verwaltungsdienste

Palas
Saal- oder Wohnhaus der Burgherrschaft

Schalenturm
Turm, der eine nach innen geöffnet Ausbuchtung der Wehrmauer darstellt und nur aus der äußeren „Mauerschale“ besteht. Im Inneren mit Holzplattformen bestückt.

Wallburg
Als Wallburg (Schanze, Spitzwall) werden im deutschsprachigen Raum Wallanlagen aus ur- und frühgeschichtlicher Zeit einschließlich des frühen Mittelalters bezeichnet, also auch Erdwerke und Viereckschanzen sowie Burganlagen und Ringwälle. Je nach Region und Zeitabschnitt unterscheidet man verschiedene Typen, wie Keltische Oppida, Völkerwanderungszeitliche Höhensiedlungen, Slawische Burgwälle oder Ungarnwälle. Die Wallburgen sind heute meist als Bodendenkmal unter Schutz gestellt. (Quelle: Wikipedia)

Wallgraben
Befestigung aus Wall und Graben

Zwinger
Bereich zwischen Vor- und Hauptmauer